Diese kleinen Streuner hatten Glück im Unglück: Sie wurden einsam und verlassen in einem Gebüsch entdeckt und dann im Tierheim an der Süderstraße aufgezogen. Vorstandsmitglied Stefanie Bauche pflegt selbst Katzenkinder Tag und Nacht und musste schon viele traurige Streunerkatzen-Geschichten miterleben. Im gemeinsamen Gespräch ist auch der politische Handlungsdruck deutlich geworden.
Bei diesem Besuch ist wieder deutlich geworden: Kastrationsaktionen der Tierschutzvereine reichen nicht aus. Auch die Hamburger Politik muss handeln, um die Vermehrung der frei lebenden Katzen zu bremsen.
Lisa Maria Otte mit krankem Katzenkind © Henning Angerer Lisa Maria Otte mit krankem Katzenkind © Henning Angerer Lisa Maria Otte besucht die Streunerkatzen im Tierheim an der Süderstraße © Henning Angerer
Die meisten Menschen in der Stadt wissen gar nichts von dem Katzen-Elend. Denn die Streuner verstecken sich in Kleingärten, auf Industriegeländen, leben auf Friedhöfen, am Alsterlauf und in Hinterhöfen. Und es sind nicht wenige: Der Hamburger Tierschutzverein schätzt, dass aktuell rund 10.000 dieser Tiere in der Hansestadt leben. Zu sehen bekommt man sie kaum, denn sie sind scheu und gehen den Menschen aus dem Weg. Diese Streunerkatzen sind verwilderte Hauskatzen, die ausgesetzt oder entlaufen sind, und ihre Nachkommen. Doch für das harte Leben auf der Straße sind die eigentlich domestizierten Tiere nicht gemacht. Das Futter ist rar: Eine Katze benötigt täglich 15 Mäuse. Die gilt es erst mal zu fangen. Außerdem sind viele der Tiere krank, Parasitenbefall und Infektionskrankheiten verbreiten sich schnell in den oft unterernährten Populationen. So ist der Gesundheitszustand der Streunerkatzen nach Angaben der Hamburger Tierärztekammer von Schmerzen und Leid gekennzeichnet. Sie leiden leise und unbemerkt in unserer Stadt.
Dabei sind Katzen die liebsten Haustiere hierzulande. Rund 15,7 Millionen Tiere lebten 2020 in unseren Haushalten als Teil unserer Familien. Viele dieser Katzen sind sogenannte Freigänger, sie leben nicht nur in Wohnungen, sondern erkunden auch die Gegend um die Häuser ihrer Halter*innen. Hier treffen sie auf ihre Artgenossen – andere Freigänger, aber auch die Streunerkatzen.
Wichtig ist, dass die Freigänger-Katzen (männlich wie weiblich) kastriert werden, sobald sie geschlechtsreif werden – also mit ca. 6 Monaten. Denn draußen treffen die Katzen natürlich auch auf andere Artgenossen. Und da geht es schnell, dass Nachwuchs gezeugt wird.