Der schwer atmende Mops ist das bekannteste Beispiel für Qualzucht unter Hunden. Der Verband für das Deutsche Hundewesen e.V. (VDH) beschreibt das allgemeine Erscheinungsbild wie folgt: “Ausgesprochen quadratisch und gedrungen, er ist ein “Multum in Parvo” (=viel Masse in kleinem Raum), was sich durch kompakte, straff-gedrungene Proportionen und Festigkeit der Muskulatur ausdrückt”. Als etablierter Züchter*innen-Verein sind die vom VDH beschriebenen “Standards” von höchster Relevanz in der Szene, sind aber aus Tierschutzsicht ganz klar kritisch zu sehen. Um diese “Standards” zu erreichen, wird Möpsen beispielsweise, eine immer plattere Schnauze angezüchtet. Die Schnauze von Hunden hat neben dem Atmen – eine lebenswichtige Basisfunktion – auch die wichtige Funktion des Schwitzens, denn das können Hunde nur über die Schleimhäute. Durch die kaum noch vorhandene Schnauze wird beim Mops das gesamte für die Funktionen notwendige Gewebe auf einen sehr kleinen Raum zusammengepresst. Das führt zu verschiedenen Problemen: Die Hunde können aufgrund extrem kleiner Nasenlöcher kaum noch durch die Nase atmen und müssen deswegen durch den Mund atmen. Hierbei tritt allerdings ein weiteres Problem auf: das Gaumensegel, ein Hautlappen, behindert die Atmung durch die Luftröhre. Weil das Gewebe auf so engem Raum beieinander liegt, strömt die Luft nicht alleine durch die Schnauze in die Luftröhre, sondern muss vom Hund hindurchgepresst werden. Durch diese Veränderungen der Schnauze entsteht das röchelnde, schnarchende Geräusch das vielen beim Mops bekannt sein dürfte. Die Tiere bekommen Atemnot. Denkt man als Mensch an das schlimme Gefühl, dass man hat, wenn man keine Luft bekommt, kann man sich das ständige, bedrückende Problem der Tiere zumindest etwas vorstellen. Es ist, dauerhaft wie durch einen Strohhalm zu atmen.
Die Schleimhäute sind außerdem nicht in der Lage das Tier ausreichend zu kühlen. Möpse liegen deswegen häufiger platt, alle Viere von sich gestreckt, mit dem Bauch auf dem Boden. So versuchen sie, eine “Notkühlung” zu erhalten, bevor sie überhitzen. All das kann dazu führen, dass Aufregung und Anstrengung für den Mops lebensgefährlich werden können.
Durch die enge Schnauze ist zudem nicht genügend Platz für Gebiss und Zähne. Der Hund kann also schlechter beißen und es kommt zu Zahnfehlstellungen – mit der Folge extremer Zahnschmerzen oder sogar Zahnverlust.
Das angezüchtete, gedrungene Gesicht, das dem Kindchenschema entsprechen soll, führt außerdem dazu, dass den Tieren die Augen herausfallen können, wenn man sie fest im Nacken hält, um sie zum Beispiel aus einer Konfliktsituation mit anderen Hunden zu ziehen.
Doch wie der VDH das “optimale” Erscheinungsbild auch beschreibt, ist nicht nur der Kopf des Hundes, besonders die Schnauze, gedrungen, sondern der ganze Körper soll “ausgesprochen quadratisch und gedrungen” sein. Durch die Züchtung hin zu dieser Körperform haben die Möpse oft große Problem, die über Atmung & Co. hinausgehen. Es kommt zu Bandscheibenvorfällen, Lähmungen oder vermehrten Problemen mit den Hüftgelenken.
Aufgrund des ähnlichen Körperbaus haben auch Englische und Französische Bulldoggen diese Probleme, bedingt durch ihre Zucht. Das allgemeine Erscheinungsbild wird vom VDH bei der Französischen Bulldogge wie folgt beschrieben: “ein typischer, kleinformatiger Molosser. Trotz seiner geringen Größe ein kräftiger, in jeder Hinsicht kurzer und gedrungener Hund, mit kurzem Fell, mit kurzem, stumpfnasigem Gesicht, Stehohren und natürlicher Kurzrute”. beschrieben. Diese Beschreibung ist also dem Mops ähnlich. Französische Bulldoggen sind, zusammen mit den Möpsen, am stärksten von der Kurzköpfigkeit (fachlich: Brachyzephalie) betroffen.
Die Englische Bulldogge ist aufgrund des zu engen Geburtskanals, durch den die Welpen häufig nicht passen, oft nicht in der Lage ihren Nachwuchs ohne Kaiserschnitt zur Welt zu bringen. Im Bereich der zuchtbedingten Probleme teilen sich die Englische Bulldoggen und die Möpse die Hüftgelenksdysplasie, bei der das Hüftgelenk genetisch fehlentwickelt ist. 70 Prozent der Möpse und Englischen Bulldoggen und 30 Prozent der Französischen Bulldoggen sind von dieser schmerzhaften Fehlentwicklung betroffen.
Neben den Hunderassen, deren Leiden eben ausführlich beschrieben wurde, gibt es noch eine Vielzahl weiterer betroffener Tiere. Dazu gehören zum Beispiel:
- Chihuahua: offene Schädeldecke (Gehirn kann leicht verletzt werden)
- Rhodesian Ridgeback: veränderte Wirbelsäule durch Fellstrich am Rücken (Haut und Rückenmark nicht richtig getrennt, dadurch entstehen schmerzhafte Zysten und evtl. Hirnhautentzündung), gelähmte Hinterbeine
- Hunde mit blauer oder silberner Fellfarbe (Blue-Line): psychische Probleme (Nervosität, Hyperaktivität, Konzentrationsschwäche), Fellverlust, Juckreiz, Hautekzeme, Herzschäden, Immunsystem Schäden
- Chinesischer und Mexikanischer Nackthund: Gebissanomalien, Immunsystemschwäche, fehlender mechanischer Schutz der Haut, klimatische Adaptionsstörungen
- Deutscher Schäferhund: abfallender Rücken (Schwierigkeiten beim Laufen), Hüftgelenksdysplasie, folgend daraus Coxarthrosen (schmerzhafter und krankhafter Umbauprozess des Hüftgelenks)
- Viele, viele weitere Hunderassen…