Widderkaninchen leiden an ihren zu langen Ohren © Erik-Jan Leusink / Unsplash

Viele verschiedene Kleintiere sind von Qualzucht betroffen. 

Unter den Nagetieren sind das zum Beispiel Widder-Kaninchen. Diese Tiere haben herunterhängende Ohren, die oftmals sehr lang sind. Ihr Aussehen finden viele Menschen niedlich, doch die Länge der Ohren bedeutet Leiden, weil die Tiere sich und anderen Tieren auf die Ohren treten. Außerdem führt die große Fläche im Winter zu Wärmeverlust und im Sommer unter den Ohren zum Wärmestau. Kaninchen sind Fluchttiere, und diese Option ist durch dei Zucht eingeschränkt worden. Weil sie die Ohren, im Gegensatz zu Kaninchen mit hoch stehenden Ohren, nicht bewegen können, ist ihre Kommunikation stark eingeschränkt. 

Reptilien leiden besonders häufig unter Farbzuchten, um ein “cooles Aussehen” zu erreichen. Diese Praktik heißt Morphenzucht – es werden die Tiere vermehrt, deren Optik stark von dem natürlichen Erscheinen abweicht. Die Ergebnisse dieser Zucht nennt man Morphonen. Der Ursprung ist eine natürliche Mutation, die immer mehr gezielt vermehrt wird. Weil diese Mutationen meist rezessiv vererbt werden, wird ein Großteil der Nachkommen mit unauffälligem Aussehen als “Nebenerzeugnis” akzeptiert. Diese “unspektakulären” Tiere sind günstiger zu erwerben und weniger beliebt, sie landen häufig im Tierheim. Ein Tier hat aber auch kein Glück, wenn es “spektakulär” aussieht, denn die optischen Besonderheiten gehen mit körperlichem Leiden einher. Königspythons der Farbmorphe “Spider” leiden nachgewiesen an einem angeborenen Vestibularsyndrom, das ist ein geschädigtes Gleichgewichtsorgan. Dies ist nur ein Beispiel für neurologische Krankheiten, von denen eine Vielzahl von Morphonen-Reptilien betroffen ist. Es kommt außerdem zu Wirbelsäulenverkrümmungen, Tod des Nachwuchses noch im Ei oder kurz nach dem Schlüpfen, fehlenden Farbpigmenten, die zum Erblinden und Tumoren führen können (Beispiel: albinotischer Grüner Leguan), und vielen, teilweise noch unbekannten körperlichen Einschränkungen. 

Die genannten Qualzuchten sind nur einige Beispiele. Es gibt innerhalb der Tierarten und bei ganz ungenannten noch viele weitere betroffene Tiere:

  • Kanarienvögel (manche haben einen extrem langen Hals oder besonders stark oder gar nicht gefiederte Körperteile): Flugunfähigkeit, Sichtbehinderung, Gleichgewichtsstörung
  • Kropftaube (extra groß gezüchteter Kropf): kropfentzündung und potenzielles Reißen des Kropfes  
  • Berliner Guppy (lebenslanges, ungebremstes Flossenwachstum): können nur noch durchs Wasser “schlängeln”
  • Goldfisch Löwenköpfchen (starke Wucherungen im Kopfbereich): Ansiedlung von Ektoparasiten, Einschränkung des Sichtfeldes, erhöhte Verletzungsgefahr 
  • Angorakaninchen (ständig nachwachsende Wolle): Hitzestau, Augenreizung, Fliegenmadenbefall (Sommer), Verstopfung durch Haarballen im Magen (Bezoare)
  • Widderkaninchen: leiden unter der angezüchteten Langohrigkeit.
  • Viele, viele weitere Tiere…